Rückblick: Lese-Lieder-Abend mit Judy Bailey und Patrick Depuhl – „Das Leben ist alles andere als schwarz-weiß“

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Das Künstlerehepaar Judy Bailey und Patrick Depuhl eröffnete mit ihrem Lieder-Lese-Abend „Das Leben ist nicht schwarz-weiß“ die Veranstaltungsreihe „Walldorfer Herbst“. Die sollte eigentlich das 1250 Jahr-Jubiläums Walldorfs krönen und nun coronabedingt kleiner ausgefallen.

So war dieser Abend im Gemeindezentrum der Freien evangelischen Gemeinde auch eher ein größeres Wohnzimmerkonzert und ungewohnt für die beiden Künstler, die sonst auch schon mal die ganz großen Bühnen füllen und in Rio de Janeiro für Papst Franziskus und vor drei Millionen Menschen aufgetreten sind.

„Das sieht ein bisschen aus wie im OP-Saal“ gab sich die aus Barbados stammende und in London geborene Judy Bailey überrascht von dem Publikum mit Mundschutz und auf Abstand sitzend. Doch mit ihrem Charme, mitreißender Musik und insbesondere tief gehenden Texten gewann das Paar schnell die Herzen der Besucher.

Dass Lebenslinien alles andere als gerade und „schwarz-weiß“ verlaufen, schilderten sie anhand ihrer persönlichen Erfahrungen. Ihre eigenen Biografien nahmen sie zum Anlass, teils auf sehr persönliche Weise auf Sklavenhandel und weltweite Ungerechtigkeiten hinzuweisen, aber auch einen Blick auf die dunklen Seiten der deutschen Geschichte zu legen, die bis heute nachwirken und Auswirkungen auf den Alltag haben.

Diese nachdenklich machenden Teile waren insbesondere der Part von Patrick Depuhl, dessen eindringliche Stimme die Texte lebendig werden ließ. Aber sie konnten auch unterhaltsam und amüsant sein, so wie die Spielereien mit deutschen Wörtern und das Aufzeigen von manchen Absonderlichkeiten unserer Sprache, aber auch die der weltweiten Unterschiedlichkeit von ein und demselben Begriff. Und doch entdeckten sie auf ihren weltweiten Konzertauftritten auch vielen Gemeinsamkeiten der Kulturen, die sie zu diesem Programm und der an diesem Abend in Walldorf erstmals präsentierten CD führten: „Die Welt ist ein Dorf“, so Patrick Depuhl. „Jeder Mensch ist einmalig anders und doch sind wir uns erstaunlich ähnlich. Wir werden geboren und wir werden sterben. Und in der Zwischenzeit versuchen wir ein Leben zu füllen“.

Die Bühne des Gottesdienstsaales der Freien evangelischen Gemeinde füllte sich dabei den Abend über mit Bildern und Utensilien, zu denen es jeweils eine Geschichte, Assoziation und Lieder gab. So entstand ein dreidimensionales, multimediales Gesamtkunstwerk, das die rund 50 Besucher in ihren Bann zog.

„Dieses Leben ist wie die meisten Dinge, die Gott schuf, erstaunlich bunt und farbig und eben nicht schwarz-weiß. Wir können viel voneinander lernen“ ermutigten die beiden Künstler die Besucher und berichteten von einem eigenen Beispiel: In ihrem Wohnort Alpen am Niederrhein haben sie ein Musikprojekt für das ganze Dorf initiiert und so Begegnungen unter den Bewohnern ermöglicht, die ohne die Musik als verbindendes Element nicht möglich gewesen wären.

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Fotonachlese
(Fotos von Alexander Lucas und Rüdiger Stöcker)